nach dem letzten Blogbeitrag habe ich sehr viele Mails, Whats Apps usw. erhalten. Ein paar wenige mokierten sich über das geschilderte Anspruchsdenken, andere wollten etwas zu SMART wissen und der Rest hat mir „Danke“ für die Worte gesagt.
Ich möchte die Reaktionen aufgreifen und dazu eine kurze Geschichte erzählen:
Ein Lehrer kam morgens in seine Klasse und teilte den Schülern mit, dass man nun einen nicht angekündigten Test schreiben würde. Die Schüler wurden nervös und einigen war deutlich anzumerken wie unbehaglich sie sich fühlten. Der Lehrer ging unbeirrt durch die Reihen und verteilte ein Blatt. Als alle Schüler eines vor sich hatten durften Sie es umdrehen und beginnen.
Aber statt der erwarteten Fachfragen war auf diesem Blatt lediglich ein kleiner, schwarzer Fleck zu sehen. Die Schüler wussten nicht was sie tun sollten. Daher sagte der Lehrer: „Beschreiben Sie einfach was Sie sehen und machen daraus einen Aufsatz.“
Als die Testzeit um war und der Lehrer alle Aufsätze eingesammelt hatte, begann er diese laut vorzulesen. Alle Aufsätze beschäftigten sich über die Anordnung, die Größe, die Form, das Stören usw. des schwarzen Flecks. Kein einziger Schüler beschrieb die große, weiße Fläche!
Er schaute in die Gesichter der Schüler: „Sie nehmen sich zu viel Zeit für den kleinen, schwarzen Fleck. Das tun wir oft/häufig auch in unserem Leben. Wir lassen zu, dass Kleinigkeiten unsere Laune verderben. Wir vergiften unsere Gedanken mit dem Hervorheben negativer Dinge wie Stress, zu wenig Zeit/Geld, schlechtes Wetter, ärgerliche Kollegen usw. Dazu kommt oft der Neid auf andere für das, was diese gerade (erreicht) haben. – Statt einfach mal die weiße Seite zu genießen, sie ihrer Größe wegen ins rechte Licht zu rücken. Wir alle täten gut daran, das was wir selbst haben bewusster wahrzunehmen, sich damit gut zu fühlen und nur auf sich zu schauen.“
Wer ins Kino geht, der weiß, dass vor dem Hauptfilm mal mehr – mal weniger gute Werbung läuft. Oft werden lokale Geschäfte beworben, für die sich keine TV Werbung lohnen würde. Dann die Ankündigung der nächsten Blockbuster und zum Schluss… Na, wer weiß das nicht? – Klar, es dudelt die Musik „Like Ice in the Sunshine“ oder ein anderer bekannter Jingle, der einer Eismarke eindeutig zuzuordnen ist.
Und dann kommen die netten Hilfskräfte mit einem Bauchladen voller Eis. Die fangen unten am Eingang an zu verkaufen und arbeiten sich Reihe für Reihe nach oben.
Jeder Kinobesucher kennt dieses „Ritual“ und manch einer freut sich schon vor dem Kinobesuch darauf. Es ist diese Verlässlichkeit im Hinblick auf einen Genuss. Oft wird schon vor dem Film überlegt „Was könnte ich denn heute mal für ein Eis naschen?“ „Oder doch lieber Popcorn?“ „Ggf. geht auch beides, habe ja viel Sport getrieben in letzter Zeit.“…
Der eigentliche Film verkommt fast zu einer Nebenrolle (schönes Wortspiel, auch wenn die Filme heute in digitaler Form vorliegen).
Was aber, wenn man sich zwar einen guten Platz sehr weit oben gesichert hat und die netten Eisverkäufer ihre Bauchläden unterwegs schon so ausgedünnt haben, dass das favorisierte Eis ausverkauft ist? Ist eine Alternative sinnvollnur um dem Ritual gerecht zu werden?
Ich denke NEIN. Denn was sich bei einer Eisauswahl sehr banal anhört, verfängt sich im Alltag in Beliebigkeit. Wenn ich das gewünschte Ergebnis nicht erziele, dann gebe ich mich halt mit einem anderen zufrieden. Das ist dann kein Ritual mehr, sondern Gleichgültigkeit.
Rituale sind in unserem Leben wichtig. Und es ist auch wichtig, dass man sich bewusst macht, dass die „Zeremonie“ des Rituals immer auf den Höhepunkt führen soll. Ist dieser geschafft, werden Emotionen und Hormone freigesetzt – das Glücksgefühlbreitet sich aus.
Führt die Zeremonie nicht zum gewünschten Ergebnis, ist der Mensch oder eine Gruppe von Menschen enttäuscht und niedergeschlagen. Auch das sind emotionale Zustände, die durch den Hormonhaushalt gesteuert werden.
Möchte ich eine solche „Niederlage“ spüren? – Glasklares NEIN.
Ist es wichtig solche Niederlagen zu spüren? – Ein genauso glasklares JA!!!
Denn mache ich es so wie bei der Eisauswahl dann ist es wichtig auch wirklich nur dieses Eis zu nehmen. Bei wem breitet sich ein Glücksgefühl aus, wenn er/sie die zweite Wahl bekommt??? Wer ist damit zufrieden? Wie soll das im Leben laufen, wenn ich mir immer wieder dieses Mantra vom „Ach, passt schon“ einrede.
Ziele sollten smart gesteckt werden (SMART = Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch, Terminiert). Und wenn sie nicht erreicht werden – ich eine Niederlage eingesteckt habe – dann sollte ich nicht sagen: „Ach komm, das nächst Beste reicht auch aus.“ Sondern ich muss mich überprüfen? Die Situation klären – woran hat es gelegen? Was kann ICH daran selbst ändern? Und dann…
…dann heißt es mit allen legalen und fairen Mittelndafür zu sorgen, dass beim nächsten Ritual wieder das Ergebnis erzielt wird, welches bei mir das gewünschte Glücksgefühl auslöst. Das ist nicht immer möglich und auch nicht bis ins Unermessliche zu steigern! Deshalb sind Enttäuschungen und Niederlagen zwar nicht gern gesehen, aber wichtig.
Ihr denkt, dass sich das nach einer verbissenen Sicht anhört („geht doch nur um ein Eis“)? – Gerne lasse ich Euch diesen Gedanken. Bitte Euch aber
a) beim nächsten Mal, wenn etwas nicht das gewünschte Ergebnis hat, nochmal über diesen Text nachzudenken und
b) Euch nicht zu beschweren wenn Ergebnisse nicht Euren Zielen entsprechen. Dann solltet Ihr Euch lieber fragen „Habe ich genug dazu beigetragen oder hätte ich mehr tun können?“