Hallo Netzgemeinde,
kennt Ihr auch die Personen, die ständig eine Schwierigkeit sehen (z.B. das PC-Programm ist doof), die sich ständig mit anderen vergleichen („Ich kann das nicht so wie Du.“) und/oder die immer wieder Probleme skizzieren, warum dies oder jenes nicht klappt/gemacht wird/aufgeschoben wird usw.
Manche sagen, dass solche Personen ein mehr oder weniger großes Minderwertigkeitsdefizit haben. Ich höre aus solchen Aussagen eher den berühmten Satz „Housten, wir haben ein Problem“ heraus. Dieser Funkspruch der Apollo-13-Crew an die Bodenkontrolle in Houston ist legendär. Ähnlich drücken wir es auch in Alltagssituationen aus:
- Ich habe ein Problem mit…
- Wir haben einen Konflikt miteinander
- Ich habe so viel Druck
- Ich mache den selben Fehler immer wieder
- Das Problem ist, dass…
- usw.
Bei den meisten dieser Situationen könnten wir eigentlich relativ schnell auf eine Lösung kommen, wenn uns nicht der„psychologische Nebel“ die Sicht nähme. Dieser kann verursacht werden durch eine starke negative Emotion wie Angst oder Wut, eine unerschütterliche Opfer-Haltung, innere Widerstände oder einseitiges Denken. Und vor allem: Wir erzählen das ganze Drama aus unserer Perspektive, d.h. wir selbst sind Autor, Regisseur und Hauptdarsteller in einer Person.
Was werden in solchen Fällen für Lösungen und Auswege gesucht?
- Bei der Arbeit sollen die Mitarbeiter noch einmal darüber nachdenken was SIE tun könnten, damit es besser wird.
- Privat (und bei der Arbeit) kommt der Fluchtinstinkt in uns hoch und wir lassen es einfach bleiben.
Echte Lösungen sind das allerdings nicht. Statt dessen könnte man die Geschichte aus der Perspektive des Konfliktes erzählen. Ggf. kann man sogar in einen Dialog mit seinem Problem treten. Beispiel gefällig?
Problem: Du hast mich als Dein PC Programm so oft gestartet, aber an der Stelle X brichst Du immer wieder ab. Das ist nicht sehr befriedigend und vor allem finde ich bis dahin keine Lösung für Dich. Ich: Ja, aber an dieser Stelle bist Du auch wirklich kompliziert und ich weiß nicht was ich tun soll. Problem: Also liegt es gar nicht daran, dass ich grundsätzlich schlecht programmiert bin? Ich: Nein, ich würde ja gerne mit Dir arbeiten, aber an dieser Stelle bin ich überfordert...........
Schnell wird bei diesem kurzen Dialog (der so ein Problem natürlich noch nicht vollständig erfasst hat, dafür braucht es mehr Details, die hier den Rahmen sprengen würden) klar, dass ich selbst das Problem bin bzw. meine Einstellung diesem Programm gegenüber. Hilfe ist relativ einfach: Support kontaktieren und einmal genau erklären lassen (inkl. Grund warum das so ist) / jemanden fragen, der das Programm erfolgreich anwendet / sich selbst „durchtanken“ und es einfach nochmal mit Geduld versuchen / …
Wenn man die Perspektive des Problems einnimmt, dann…
- …hat man durch diesen Perspektivwechsel eine neue/weitere Chance, die es vorher nicht gab
- …löst man sich selbst aus der eigenen Betroffenheit
- …kann man zunächst mit der Situation ziemlich drauf los spielen und wildeste Hypothesen aufstellen – Humor fördert Kreativität
- …plötzlich können sich Zusammenhänge auftun, die man vorher nicht gesehen hat
- …und wenn man das schriftlich macht, macht das Grübeln einfach mehr Spaß, weil man anschließend seine „Story“ vor sich hat
Übrigens haben es die Astronauten von Apollo XIII genau so gemacht – aus Zwang, weil der Funkkontakt abbrach. Sie hätten fluchen können. Sie hätten die Technik und das ganze Universum verdammen können. Nur hätte es nichts gebracht, denn Weglaufen (Fluchtinstinkt) war nicht möglich.
Also hat sich die Crew zusammen gerauft und jeder hat einen Teil des Problems angenommen. Dann diskutierten sie darüber und fanden plötzlich den lebensrettenden Ausweg. Es muss ja nicht immer um Leben und Tod gehen, nur ein wenig mehr Eigendynamik und Bewegung hin zur Lösung statt weg vom Problem täte uns allen sehr gut, denn es wäre weniger Meckerei und Niedergeschlagenheit in der Welt.
Live long and prosper
Euer Markus
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